Symptomatik

Auf diesem Seitenabschnitt findet ihr viele Informationen, die meist einen Teil der Borderline-Störung/-Symptomatik ausmachen.Auf diesem Seitenabschnitt findet ihr viele Informationen, die meist einen Teil der Borderline-Störung/-Symptomatik ausmachen.

Depression (lateinisch) heißt “Niederdrückung”. Umgangssprachlich wird dieses Wort gebraucht, wenn jemand traurig und lustlos erscheint, was aber keinesfalls mit der Erkrankung Depression zusammenhängen muss.

Unsere Gefühle sind wichtiger Bestandteil unserer Person. Gefühle, ob positiv oder negativ, haben ihren Sinn. Sie helfen uns beim Verarbeiten bestimmter Ereignisse und bei der Neuorientierung. Unsere Gefühle können schnell wechseln, je nach Situation.

Bei einem gesunden Menschen sollten positive und negative Gefühle/ Stimmungen in einem normalen Verhältnis zueinander stehen. Dies ist jedoch bei depressiv erkrankten Menschen nicht mehr der Fall. Sie befinden sich meist in einer lang anhaltenden unangenehmen Stimmungslage, die sich nach und nach auf das ganze Verhalten auswirkt.

Leichte Depressionen äußern sich in einigen nicht allzu stark ausgeprägten Symptomen und sind gut und schnell zu bewältigen. Ohne Behandlung können sie sich jedoch zu mittelschweren Depressionen entwickeln. Mittelschwere Depressionen zeichnen sich durch ein breiteres Spektrum an Symptomen aus und führen zu Problemen im Berufs- und/oder Privatleben. Schwere Depressionen sind eine ernsthafte Krankheit. Der Betroffene hat große Schwierigkeiten, sein alltägliches Leben zu meistern. Schwere Depressionen werden häufig von Selbstmordgedanken begleitet und müssen in der Regel von Fachärzten (Neurologe, Psychiater) oder in Fachkliniken behandelt werden.

Die häufigsten Merkmale einer Depression

  • Antriebslosigkeit
  • Fehlende Lebensfreude
  • Innere Leere und Traurigkeit
  • Konzentrationsschwäche
  • Körperliche Beschwerden und Missbefinden
  • Innere Unruhe
  • Vermindertes Selbstwertgefühl
  • Interesselosigkeit
  • Schuldgefühle, Selbstanklagen
  • Unentschlossenheit
  • Selbstmordgedanken
  • Schlafstörungen

Saisonal abhängige Depression

Schlafstörungen
Man verschläft oft, fühlt sich aber nicht erholt, man hat Schwierigkeiten aufzustehen und benötigt zusätzlich einen Mittagsschlaf.

Depression
Man empfindet Verzweiflung, Kummer, Schuldgefühle, Angstzustände; tägliche Aufgaben werden zur Last; es entsteht Frustration.        

Zwischenmenschliche Probleme
Kontaktscheu, Gereiztheit, Libidoverlust, Gefühlsarmut treten auf.   

Lethargie
Man fühlt sich übermüdet, Senkung der Arbeitsfähigkeit, jegliche Arbeit erfordert besondere Mühe.

Essstörungen
Gesteigertes Verlangen nach Kohlehydraten führt zu Übergewicht.

Physische Symptome
Die Symptome – oft Gelenk- oder Magenschmerzen – treten meist im September auf und dauern bis zum folgenden April, wobei der Tiefpunkt in den dunkelsten Monaten erreicht wird.

 
Noch ein paar Interessante Zahlen:
 

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 4,4%der Männer und 13,5%der Frauen an einer Depression.
Das entspricht 7,8 Mio.Betroffenen (2,8 Mio.Männer und 5 Mio.Frauen). Ungefähr 1%der Bevölkerung erkranken an einer manisch- depressiven (oder bipolaren) Störung, d.h.insgesamt etwa 0,82 Mio.Bundesbürger.(Quelle: Max-Planck-Institut für Psychiatrie)

In diesem Seitenabschnitt findet ihr umfamgreiche Informationen zum Thema Essstörung. Geht bitte auch auf das rechte Sub-Menue, um dort die verschiedenen Arten der Essstörungen aufzurufen.

Was bedeutet überhaupt Essstörung?

Eine Essstörung äußert sich durch ein gestörtes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper.

Sie reicht von wahllosem, zwanghaftem Verschlingen großer Nahrungsmengen bis zur totalen Verweigerung des Essens. Dieses Verhalten ist ein Ausweichverhalten, eine Reaktion auf unbefriedigende Lebensverhältnisse, Flucht, Hilflosigkeit, Verweigerung und stummer Protest, zugleich aber auch Resignation und Anpassung. Essgestörte Menschen unterliegen häufig einem enormen Leidensdruck. Dieser wird von der Umwelt oft weder wahr- noch ernstgenommen. Ungefähr 85 Prozent der Betroffenen sind Frauen.

In zunehmendem Maße leiden auch Männer und junge Mädchen darunter.

Es gibt verschiedene Formen von Essstörungen, wobei die Übergänge zwischen den einzelnen Störungen fließend sind. Essstörungen führen zu gesundheitlichen, seelischen und sozialen Folgen.

Die verschiedenen Essstörungen gehören in der gesamten westlichen Gesellschaft mit zu den häufigsten psychosomatischen Erkrankungen mit geringem oder auch ausgeprägtem Suchtpotential.

Hier ein Überblick über die verschiedenen Essstörungen:

  • Adipositas (Fettsucht)
  • Anorexie (Magersucht)
  • Binge-Eating-Disorder
  • Bulimie (Ess-/Brech-Sucht)
  • Latente Esssucht
  • Orthorexia nervosa

 


Literaturempfehlung zum Thema Essstörung:

Essen als Ersatz. – Wie man den Teufelskreis durchbricht

von Geneen Roth

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Alice im Hungerland. – Leben mit Bulimie und Magersucht.
von Marya Hornbacher

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Selbstheilung von Essstörungen für langjährig Betroffene

von Monika Schimpf

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Wege aus dem goldenen Käfig
von Alexa Franke

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Engel haben keinen Hunger – Die Geschichte einer Magersucht
von Brigitte Biermann

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Iss doch endlich mal normal! – Hilfen für Angehörige von essgestörten Mädchen und Frauen 
von Bärbel Wardetzki

——–

Die Bulimie besiegen
von Ulrike Schmidt und Janet Treasure

Angst ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Gefahren oder lebensbedrohliche Zustände. Seit Beginn der Menschheitsgeschichte hat Angst die wichtige Funktion eines Schutzmechanismusses, der in Gefahrensituationen durch Ausschüttung bestimmter Hormine ein angemessenes Verhalten (Flucht oder Kampf) einleitet. Angst kommt also eine überlebensnotwendige Bedeutung zu als sinnvolle Handlungssteuerung, wenn reale Gefahr droht.

Krankhafte Angst hingegen unterscheidet sich deutlich von rationaler Risikominimierung. Das normale Maß an Unsicherheit, das zum Leben dazugehört, wird nicht als gegeben akzeptiert, sondern erzeugt eine extrem wirklichkeitsfremde Risikowahrnehmung. Hat ein Erkrankter schon häufiger Panikattacken aushalten müssen, tritt zusätzlich die Angst vor der Angst hinzu. (Siehe unten!)

Symptome:

  • Herzrasen
  • Schwindel
  • Schwitzen
  • Zittern
  • weiche Knie
  • Erstickungs- oder Würgegefühle
  • Atemnot
  • Kribbeln in Armen und Beinen
  • Muskelschmerzen
  • Seh- und Wahrnehmungsstörungen
  • Magen/Darm-Beschwerden
  • Übelkeit
  • Brustschmerz

Angstanfälle oder Panikattacken zeichnen sich dadurch aus, dass sie wiederkehrend sind, sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und deshalb auch nicht vorhersehbar sind.                                                           

In der Regel entsteht in einer Panikattacke auch die Angst zu sterben (z. B. Herzinfarkt), Angst vor Kontrollverlust (sich bei einer Ohnmacht lächerlich zu machen) oder die Angst, wahnsinnig zu werden. Ein Anfall dauert meistens nur einige Minuten, manchmal auch länger. Anhaltender Schwindel, permanente Magen-Darm-Probleme, hartnäckige Nackenverspannungen sowie Kopfschmerzen können ebenfalls Zeichen einer Angststörung sein.

Angst vor der Angst
Die Angst vor der Angst kann auch als Erwartungsangst bezeichnet werden, wobei die damit verbundenen körperlichen Reaktionen den Betroffenen in einen dauerhaften Stress- und Alarmzustand versetzen. Dadurch werden die befürchteten Angstreaktionen, die unter allen Umständen vermieden werden sollen, oft erst ausgelöst. Auch das ängstliche in sich Hineinhorchen und Aufspüren geringster körperlicher Anzeichen für Angst kann erneut Panikattacken auslösen. Die Befürchtung sozialer Konsequenzen, Peinlichkeit und Scham sind dann schließlich das Motiv für die Vermeidung der Angst auslösenden Situationen bis hin zum totalen Rückzug.

Vermeidungsverhalten
Ziel der Vermeidung ist es, sich gar nicht erst einer solchen Situation auszusetzen. Kurzfristig schafft die Vermeidung Erleichterung, indem man einem Angstanfall entgeht, doch langfristig führt das Vermeiden zum unfreiwilligen Verzicht auf viele Dinge des modernen Lebens.
Dauerndes Vermeiden führt zur Generalisation, d. h. bei immer mehr Situationen werden Angstattacken befürchtet (gelernte Hilflosigkeit), was schließlich zum sozialen Rückzug und nicht selten zu Depression führt!

Ursachen

Innere Ängste, hervorgerufen durch ungelöste Konflikte und unbewältigte Verlusterlebnisse aus früherer Zeit, scheinen umgelenkt zu werden auf äußere Gegebenheiten wie bestimmte Gegenstände oder Situationen. So besteht die Möglichkeit, die innere Angst auf andere Art und Weise auszuleben. Auch erbliche Belastung spielt eine Rolle.


Therapie von Angst- und Panikstörungen                                                  

Zu den weit verbreiteten und klinisch relevanten Angststörungen zählen die Phobien (Agora-, soziale und isolierte Phobie), die Panikstörung und die Generalisierte Angststörung. Diese Angststörungen neigen unbehandelt zur Chronifizierung und sind häufig mit gravierenden Folgeproblemen (z. B. Entwicklung einer sekundären Depression, Risiko für Substanzmissbrauch, Überbeanspruchung des medizinischen Systems) verbunden. Deshalb kommt einer frühzeitigen Diagnosestellung und Einleitung einer adäquaten Therapie ein zentraler Stellenwert zu. Als effektive und wissenschaftlich überprüfte Behandlungsverfahren stehen besonders die kognitive Verhaltenstherapie und die Pharmakotherapie zur Verfügung.

Was kann ich dagegen tun?

  • Sprich in aller Ruhe mit einem Arzt, einer Ärztin, einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten über deine Symptome.
  • Wenn du keinen Therapeuten hast, suche dir möglichst bald eine/n Verhaltenstherapeutin/en. Angststörungen sind psychotherapeutisch recht gut behandelbar.
  • Nimm vor einer ärztlichen Untersuchung keine Medikamente und trinke keinen Alkohol zur Beruhigung.
  • Versuche, einige Entspannungstechniken anzuwenden, mit deren Hilfe die Ängste etwas zurückgehen könnten.
  • Atme bei einem Angstanfall – bewusst langsam – tief ein und noch langsamer aus, damit es nicht zu einer Hyperventilation kommt.
  • Iss eine Kleinigkeit. Stress und Aufregung führen zu einem gesteigerten Energieverbrauch, wodurch es u. U. zu einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) kommen kann. Die dadurch hervorgerufenen Symptome sind denen der Panik sehr ähnlich.
  • Denke ‘positiv’!
    Beispiel: „Ja, dieser Schwindel ist sehr, sehr unangenehm, aber ich kann ja gar nicht ohnmächtig werden.“ ((Und warum nicht? Evtl. anderes Beispiel??))
  • Wenn der Angstanfall in einer speziellen Situation auftrat (z. B. Lift, Menschenansammlung, Parkgarage) und du diesen Ort fluchtartig verlassen hast, vermeide diesen Ort in Zukunft auf keinen Fall. Den größten Gefallen tust du dir, wenn du diese Situation – trotz Angstgefühlen – extra aufsuchst. Habe dabei keine zu große Angst vor der Angst bzw. den körperlichen Angstsymptomen! Lasse die gefürchteten Körperreaktionen ruhig aufkommen. Unser vegetatives Nervensystem sorgt von selbst dafür, dass sich die Angstgefühle und die körperlichen Begleitsymptome automatisch zurückbilden, sobald wir einige Zeit in der gefürchteten Situation verweilt haben!

Bücherempfehlungen:

Angst. Ursprung und Überwindung
von Holger Bertrand Flöttmann

Was ist Angst? Was berichten Menschen, die unter Angst leiden?
Definition der Angstneurose u. der Phobie ,Auswirkungen der Angst , Äußere Entstehungsbedingungen der Angstneurose , Auslösende Situation der Angstsymptomatik.

Was ist eigentlich Selbstverletzung?

Das ist eine gegen sich gerichtete Form der Aggressivität mit Beschädigungen an sich selbst. Es gibt verschiedene Arten von Selbstverletzungen.

Dazu zählen “offene” Verletzungen wie:
 
Schnitte ( oberflächlich bis so tief, dass sie dann teils chirurgisch behandelt werden müssen :

Kratzen und ständiges Aufkratzen von Wunden
Exzessives Nägelkauen und Nagelbettreißen 

Weitere Selbstverletzungen wie:

  • Ausreißen der Körperbehaarung
  • Schlagen des Kopfes gegen harte Oberflächen
  • Einnahme von Medikamenten oder Chemikalien zur Selbstschädigung, oder um auszuprobieren, wie diese auf den Körper wirken
  • Essstörungen gehören auch zur Selbstverletzung
  • exzessives Betreiben von Sportt
  • hervorgerufene Blutergüsse durch Schläge

Was sind die Ursachen für selbstverletzendes Verhalten??

Meist sind die Betroffenen in der Vergangenheit körperlich oder seelisch missbraucht und/oder vernachlässigt worden und haben nie gelernt, mit ihren Gefühlen richtig umzugehen. So äußern sich Wut/Trauer und andere nicht ausgelebte Gefühle immer in dem Drang, sich selbst zu verletzen.

Die Betroffenen lehnen sich meist selbst ab und reagieren sehr empfindlich, wenn sie nicht anerkannt oder angenommen werden. Sie leider sehr oft an Stimmungsschwankungen, Impulsivität, und leichter bis starker Reizbarkeit und haben große Probleme, Vertrauen aufzubauen.                                  

In der Regel ist das selbstverletzende Verhalten nicht mit einem Suizidversuch gleichzusetzen. Selbstverletzung wird häufig eingesetzt, um innere Spannungen abzubauen oder auch als Hilferuf.  Einige Betroffene berichten im Zusammenhang mit Selbstverletzung von einer Art “Anfall”, der nach der Verletzung in tiefe Erschöpfung und Kraftlosigkeit mündet.

Was kann man tun?      

Eine Therapie kann sehr hilfreich sein, um an den Ursprung der Verletzung zu kommen, zu lernen, Wut und Aggressionen und andere Gefühle richtig auszuleben und nicht alles gegen sich selbst zu richten. So kann man z. B. lernen, seinen eigenen Körper besser anzunehmen und ihn pfleglich zu behandeln. Druck und Spannung kann man etwas entgegensetzen, z. B. ein warmes Bad, eine warme Dusche, einen ausgiebigen Spaziergang, Entspannungstechniken wie autogenes Training, tanzen und sich sportlich betätigen; auf ein Kissen einschlagen; die Gefühle, wenn man alleine ist (z. B. im Wald), einfach laut herausschreien oder auch ganz stupide Arbeit wie Hausarbeit/Gartenarbeit, die etwas ablenkt. Vielleicht hilft auch ein Gespräch/ Telefonat mit Freunden, Partnern oder dem Krisendienst /Telefonseelsorge. Man kann auch üben, den Druck in Worte oder Bilder zu kleiden … Jeder Betroffene muss für sich allein herausfinden, welche Methode ihm am besten hilft.  

In einigen Städten gibt es dafür spezielle Selbsthilfegruppen.

Was bedeutet Missbrauch?

Missbrauch kann auf mehreren Ebenen und von Männern wie von Frauen stattfinden, z. B. Sexueller Missbrauch, Körperlicher Missbrauch, Emotionaler Missbrauch. Missbrauch bedeutet immer, dass eine überlegende Person (z. B. erwachsener Mann/erwachsene Frau) ihre Überlegenheit, das Vertrauen, die Unwissenheit und die Abhängigkeit der unterlegenen Person (z. B. Kinder)) für ihre Zwecke ausnutzt.

Körperlicher Missbrauch:

Schlagen mit Gegenständen, Prügeln, Fusstritte, Boxen, Schütteln, Fausthiebe, Ohrfeigen, Beissen, körperliche Gewaltanwendung, Festhalten, Fesseln, Würgen, Vergiften, Verbrühungen, Stichverletzungen,Waffengebrauch, jem. körperlich Einschränken, jemanden wissentlich an der Befriedigung der Grundbedürfnisse (Nahrungsaufnahme, Schlaf, medizinische Versorgung etc) hindern.

Sexueller Missbrauch:

Zungenküsse, unangebrachte Berührungen oder Massagen, Einführung von Gegenständen, oraler, vaginaler, analer Geschlechtsverkehr, Penismissbrauch, Verletzung der Intimsphäre, Zwang zur Teilnahme an Pornographie, Zwang, Zeuge des sexuellen Missbrauchs Dritter zu werden, Folter, ritueller Missbrauch, verführerischer Missbrauch.

Seelischer Missbrauch:

Alleine lassen, Einsperren, Verspottung, Überforderung, Bestrafung, Gleichgültigkeit, Liebesentzug, keine Streicheleinheiten,permanentes Kritisieren, sich über die Person, dessen Familie, Freunde und Vergangenheit lächerlich machen; Erniedrigung, Lügen, Versuche, das Selbstvertrauen des anderen zu zerstören u. a.


Vernachlässigung:

Mangel an Geborgenheit, Betreuung, Förderung, Akzeptanz, Ernährung, Pflege, gesundheitlicher Versorgung.

Sexueller, emotionaler und körperlicher Missbrauch sowie Vernachlässigung kann zu einer Vielzahl verschiedener kurz- und langfristiger Folgen und Schäden führen. Viele Betroffene bleiben ihr Leben lang durch die Missbrauchserfahrungen geprägt und belastet.

Langzeitfolgen

Körperliche und psychosomatische Folgen:

Schlafstörungen, Albträume, Konzentrationsstörungen, Sprachstörungen, Magen- und  Darmprobleme, Unterleibschmerzen, Atemstörungen, Multiple Persönlichkeitsstörungen, Magersucht, Esssucht, Bulimie, Hauterkrankungen, Allergien, kein Körpergefühl, Panikattacken, körperliche Flashbacks.


Emotionale Reaktionen:

Ängste, Bindungs- und Verlustängste, regressives Verhalten, aggressives Verhalten, Zorn, Trauer, Beziehungsschwierigkeiten, Scham- und Schuldgefühle, Depressionen, Abspaltung, Wut, Rastlosigkeit, Chaos, Isolierung, Wahrnehmungsstörungen, geringes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, zwanghaftes Verhalten, Selbsthass, Dissoziieren, Nähe-Distanz-Probleme, Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit, Flashbacks.

Autoaggressionen:

Alkohol-, Drogen-, Spiel-, Arbeit-, Sex- und andere Süchte, Selbstverstümmelung, Selbstverletzung, risikoreiches Verhalten, Suizidversuche

Sozialverhalten:

Ablehnung der Gesellschaftsrollen, gestörtes Sozialverhalten, Verschlossenheit, Misstrauen.


Sexualität:

Störung der Sexualfunktion (Frigidität, Impotenz), sexuell aggressives Verhalten, Prostitution, sado-masochistisches Sexualverhalten, unbefriedigte Sexualität, Intimitätsstörung.


Der Umfang möglicher Folgen wirkt erschreckend. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass diese Aufzählung eine Darstellung der möglichen Folgen ist. Diese Auswirkungen sind nicht zwingend. Sexueller Missbrauch als Grund einer oder mehrerer dieser Folgen sollte allerdings immer in die Überlegungen miteinbezogen werden.

Was kann man gegen Missbrauch tun?

Wenn Kinder über sexuellen Missbrauch (oder anderen Missbrauch) sprechen, sagen sie die Wahrheit. Sie müssen starke Scham- und Schuldgefühle überwinden, ehe sie sich jemandem anvertrauen.

Versuche, immer ein offenes Ohr für die Probleme zu haben. Vertraue dem Erzählten und unterstütze die betreffende Person (das Kind). Zweifle nicht an seiner Geschichte, verharmlose seine Erfahrung nicht. Gib nicht auf und kritisiere sie nicht.

Wenn du missbraucht wirst:

Wichtig ist: Du bist nicht für den Missbrauch verantwortlich! Du musst aktiv etwas dagegen tun, damit der Missbrauch aufhört. Brich dein Schweigen und versuche, mit jemandem zu reden, von dem du vielleicht Hilfe erwarten kannst. Suche auch nach Hilfsangeboten, die auf so etwas spezialisiert sind. Es gibt Notfallnummern und Beratungsstellen, die dir in jedem Fall weiterhelfen.

Offizielle Zahlen und Fakten:
Jährlich nimmt die Polizei etwa 1500 Anzeigen wegen körperlicher und 13 000 bis 15 000 Anzeigen wegen sexueller Misshandlung auf. Etwa 10 bis 20 Prozent aller Mädchen und 5 bis 10 Prozent der Jungen hätten ungewollt Körperkontakt. Die Zahl der Betroffenen lässt sich nur schwer ermitteln. Für 1997 zB. verzeichnet die polizeiliche Kriminalstatistik 15.890 Mädchen und 5240 Jungen unter 14 Jahren, die Opfer von sexuellem Missbrauch nach §176 Strafgesetzbuch wurden. Doch gerade weil die Tat zumeist im Nahbereich des Opfers verübt wird, ist die Anzeigebereitschaft hier besonders gering. Insofern bietet die polizeiliche Statistik keine ausreichende Datenbasis zur Erfassung des Missbrauchs an Kindern. Schätzungen des Bundesfamilienministeriums gehen von einer Dunkelziffer zwischen 50.000 und 300.000 Fällen im Jahr aus. 
99,6% der Täter sind Männer.
34,1% der Täter sind nähere Bekannte und Erzieher der Opfer.
25% sind Väter, Stiefväter oder Freunde der Mutter.
23,1% sind Nachbarn, Bekannte oder Ärzte.
In 6% der Fälle sind die Täter völlig Fremde.
1,4% der Täter sind enge Verwandte (Opa, Onkel o. Ä.).


Bücherempfehlungen:
Ich traue meiner Wahrnehmung                                                                                                          
Hans Peter Röhr         

Die meisten von sexuellem und emotionalem Mißbrauch Betroffenen reden niemals über das Verbrechen, das an ihrem Körper, ihrem Geist und ihrer Seele begangen wurde, und leiden ein Leben lang unter der entstehenden Isolation. Diese zu durchbrechen ist das Ziel des vorliegenden Buches. Es vermittelt anhand des Märchens “Allerleirauh” in anschaulicher Weise das notwendige Wissen über Entstehung, Verlauf und Heilungsmöglichkeiten. Das Buch stellt auch einen Zusammenhang her zwischen Mißbrauchserfahrung und Suchtverhalten.

Sexueller Mißbrauch. Fakten, Hintergründe und seelsorgerliche Aspekte
von Günther Klempnauer

Sexueller Mißbrauch, Mißhandlung, Vernachlässigung
von Ulrich Tiber Egle , Olaf Hoffmann , Peter Joraschky

Sexueller Mißbrauch, Mißhandlung und Vernachlässigung von Kindern einschließlich ihrer Folgen im Erwachsenenalter sind emotional hoch besetzte Themen, deren Diskussion zwischen Überbewertung und Verleugnung oszilliert. Zwischen Instrumentalisierung, Bagatellisierung und Politisierung, zwischen Idealisierung der Opfer und Dämonisierung der Täter folgt das Buch dem nüchternen Pfad der Erkenntnis, leistet eine sachliche Bestandsaufnahme und sammelt, was heute über die Rolle dieser Faktoren für die Entstehung späterer Krankheiten bekannt ist.

Kindesmissbrauch – erkennen, helfen, vorbeugen
von Günther Deegener

Was ist unter “sexuellem Missbrauch” zu verstehen? Stimmen die hohen Zahlen wirklich? Wie gehen die Täter und Täterinnen vor? Wie spricht man mit seinem Kind, wenn man fürchtet, es sei missbraucht worden? Deegener gibt schlüssige und wissenschaftlich untermauerte Antworten. Eindringlich klärt er über die Not der Betroffenen und die späteren Folgen auf und weist Eltern Wege, wie sie Missbrauch erkennen, helfen und vorbeugen können. “Dem Autor gelingt das Kunststück, mit einem differenzierten sachlichen Stil zu informieren und zugleich zu berühren … sehr empfehlenswert.”

Mein Körper gehört mir
von Dagmar Geisler

Nein zu sagen und unangenehme Berührungen abzuwehren, ist nicht einfach. Selbstbewussten Kindern fällt es leichter, deutlich zu sagen, was sie mögen und was sie nicht mögen. Deshalb ist es für alle Kinder wichtig, sich ihrer Gefühle und ihres Körpers bewusst zu werden. Denn nur so können sie Grenzen setzen. – Dieses Buch gibt mit seinen klaren Bildern und dem einfachen Text Anregungen zum Gespräch und zum Nachdenken über das Thema “sexuelle Grenzüberschreitung”. – Ausgezeichnet mit dem Kinder- und Jugendbuchpreis des Deutschen Ärztinnenbundes e. V.

Unter Dissoziation verstehen wir einen Zustand, in dem das Bewusstsein nicht mehr in der Lage ist, die Informationen von außen und von innen sinnvoll in Einklang zu bringen, und infolgedessen Gedanken und Gefühle getrennt werden. Dissoziation taucht häufig im Zusammenhang mit traumatischen Erfahrungen auf und wird auch als das Gefühl beschrieben, neben sich gestanden zu haben. Folge von einem dissoziativen Zustand kann sein, dass sich eine Person an wichtige Dinge nicht mehr erinnern kann.

Nach dem DSM IV (Diagnosemanual) unterscheidet man in 4 Hauptgruppen:

  • Dissoziative Amnesie
  • Dissoziative Fugue
  • Dissoziative Identitätsstörung (vormals Multiple Persönlichkeitsstörung)
  • Depersonalisierungsstörung

Was ist Dissoziative Amnesie ?

Sie ist eine Gedächtnisstörung, die sich auf traumische Erlebnisse bezieht, bei der es dem/der Betroffenen nicht möglich ist, sich an belastende oder traumatische Ereignisse zu erinnern. Sie dient als unbewusster Schutz der Betroffenen, da die Aufarbeitung (Verarbeitungs- und Bewältigungsmechanismen) der Ereignisse sie überfordern würde.


Was ist Dissoziative Fugue?

Sie ist eine zielgerichtete Ortsveränderung, die über die gewöhnliche Alltagsmobilität hinausgeht. Außerdem zeigt sie alle Kennzeichen einer dissoziativen Amnesie . Obwohl für die Zeit der Fugue eine Amnesie besteht, kann das Verhalten des Patienten während dieser Zeit auf unabhängige Beobachter vollständig normal wirken. Das vorherrschende Störungsbild ist demnach ein plötzliches, unerwartetes Weggehen von zu Hause oder vom gewohnten Arbeitsplatz, verbunden mit der Unfähigkeit, sich an die Vergangenheit zu erinnern. Bei den Betroffenen besteht oft Unklarheit über die eigene Identität oder es wird eine teilweise oder vollständige neue Identität angenommen.


Was ist eine Dissoziative Identitätsstörung?

Die Dissoziative Identitätsstörung ( früher: multiple Persönlichkeitsstörung) ist dadurch gekennzeichnet, dass zwei oder mehrere Persönlichkeiten oder Persönlichkeitsanteile in einem einzigen Menschen vorzufinden ist. Jede dieser einzelnen Persönlichkeiten hat ein bestimmtes Alter, ein bestimmtes Geschlecht und eine bestimmte Funktion über Körper und Geist. Für einige der Persönlichkeitsanteile besteht Gedächtnisverlust und es besteht kein Wissen von anderen Persönlichkeitsanteilen.

Was ist Depersonalisation?

Depersonalisationsstörung, das sind andauernde oder wiederkehrende Erfahrungen, sich von den eigenen geistigen Prozessen oder vom eigenen Körper losgelöst oder sich wie ein außenstehender Beobachter der eigenen geistigen Prozesse oder des eigenen Körpers zu fühlen (z.B. sich zu fühlen, als sei man in einem Traum).

Während einer Depersonalisationserfahrung ist  die Realitätsprüfung dennoch intakt.
Die Depersonalisation verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.
Das Depersonalisationserleben tritt nicht ausschließlich im Verlauf einer anderen psychischen Störung auf wie Schizophrenie, Panikstörung, Akute Belastungsstörung oder eine andere Dissoziative Störung und geht nicht auf direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z.B. Droge, Medikament) zurück.

Als Sucht wird definiert, ein zwanghaftes Bedürfnis und ein Angewiesensein auf eine bestimmte oder auch mehrere Substanzen oder Handlungen. Es muss unterschieden werden zwischen einer körperlichen und der psychischen Abhängigkeit. Die körperliche Abhängigkeit zeichnet sich durch das Auftreten von Entzugserscheinungen wie Übelkeit, Schwitzen, Herzrasen, Unruhe und andere somatische Symptome aus. Die psychische Abhängigkeit ist gekennzeichnet durch Interessensverlust, starke Stimmungsschwankungen, Gleichgültigkeit und Ängste bihin zu Panikanfällen.

Hinter einer Sucht steht psychologisch immer eine stellvertretende Suche nach Beziehung, Glück, Liebe, Kontakt, Lust, Zufriedenheit, die meist auf diesem Weg erfolglos bleibt. Im Wesentlichen handelt es sich um eine Ersatzhandlung, bei der die geistige und emotionale Kraft auf die Auseinandersetzung mit dem Suchtmittel gerichtet ist. So wird oft die Notwendigkeit menschlicher Kontakte und auch die Anforderungen des Alltags missachtet. Dabei ist es egal, ob die Abhängigkeit stofflich (Alkohol, Nikotin, Drogen, Essen)oder nichtstofflich (Arbeit, Glücksspiel, Internet, kaufen) oder austauschbar ist.

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